SCHÖMBERG. Applaus brandete im voll besetzten Kurhaus auf, als die Entscheidung fest stand: Das Schömberger Wellenbad wird wieder belebt. 15 Gemeinderäte sprachen sich dafür aus, der Rest favorisierte den Abriss.
Von Sabine Mayer-Reichard
Bis zum Schluss war die Debatte spannend gewesen, standen sich
Befürworter und Gegner doch in zwei Lagern gegenüber. Die
CDU für einen Neustart, Bürgermeisterin Bettina Mettler
und die SPD für das endgültige Aus, die Unabhängigen
Bürger nicht einheitlich. Wer am Ende die Oberhand gewinnen
würde, war schwer einzuschätzen.
Bettina Mettler
machte zunächst deutlich, worum es geht: Nicht um ein
Wellness-Bad oder einen Neubau, sondern um einen Rückbau und
eine Wieder-Inbetriebnahme mit vermindertem Angebot. Außenbecken,
Turm, Rutsche , Kinderbecken und Massagebrunnen sind endgültig
passé. Wieder benutzt werden das Wellenbecken und die Sauna,
die alten Heizkörper und Sanitäreinrichtungen bleiben
erhalten. Die Investitionen belaufen sich auf rund 1,5 Millionen
Euro. Die Folgekosten belasten den Haushalt der Gemeinde jährlich
mit rund 500 000 Euro.
Um diese Summe zu schultern, soll die Grundsteuer B angehoben
werden. Eine Erhöhung, die sowohl Hausbesitzer als auch Mieter
treffen wird. Sie soll von derzeit 280 Prozent im nächsten
Jahr zunächst auf 305 Prozent steigen, ein Jahr später
dann auf 330 Prozent. Dadurch sollen jeweils 50 000 Euro mehr in
die Gemeindekasse gelangen. Dennoch, so Mettler, drohe der Gemeinde
in einigen Jahren eine finanzielle Schieflage.
Das sah die
CDU anders, schließlich habe man derzeit doch etwas auf der
hohen Kante. Die Fraktion wolle das Bad neu starten, so der
Fraktionsvorsitzende Joachim Zillinger. Dafür sei man bereit,
die Steuererhöhungen in Kauf zu nehmen. Ohne Bad würde
der Schulstandort geschwächt und es gebe kein Freizeitangebot
für die Kinder. Manfred Raab betonte, das Bad biete
schließlich auch einen Mehrwert für Bürger und
Gäste. „Freizeit, Gesundheit und Sport bekommen in
Schömberg wieder einen neuen Stellenwert.“ Gottfried
Burgbacher ergänzte, für ihn sei das Wellenbad „ein
Stück Lebensqualität, das ich nicht bereit bin
aufzugeben.“ Auch UWV-Fraktionschef Bernhard Blaich sprach
sich für das Bad aus, das ein Werbeträger für
Schömberg sei. „Diese Attraktion sollte man nicht
abschaffen.“
SPD-Fraktionschef Helmut Sperth
betonte dagegen, die Kosten lägen über der Schmerzgrenze
und eine Steuererhöhung lehne die Fraktion grundsätzlich
ab. Das würde alle Familien treffen und könne
Bauinteressenten abschrecken. Mit dem endgültigen Abschied vom
Bad gewinne Schömberg finanzielle Spielräume auf Feldern,
die besonders wichtige Standortfaktoren seien. Beispielsweise
beitragsfreier Kindergarten, Ganztagsschule, vergünstigte
Bauplätze für Familien oder Jugendhaus. „Die
endgültige Schließung des Bades kann so zum Fortschritt
für Schömberg in vielen anderen Bereichen werden.“
Auch Dominik Dast (UWV) meinte, wenn das Bad bleibe, fehle das Geld
für viele nötige Aufgaben. „Das ist wie ein Klotz
am Bein“. Darüber hinaus wollten die Gäste ein
attraktives Bad, das Erlebnis und Wellness biete. „Hier
werden sie frustriert sein“, betonte er mit Blick auf die
Minimal-Lösung.
Bürgermeisterin Mettler zeigte
sich enttäuscht über die Haltung der CDU. Für das
von ihr favorisierte 19-Millionen-Bad eines Privatinvestors habe
die Partei die Bürger nicht belasten wollen – jetzt
schon. Der Unterschied sei jedoch, dass ein Neubau marktgerecht
gewesen wäre. „Hier haben wir ein zusammengeflicktes
Bad.“ Das sei, als ob man bei gleichem Preis einen rostigen
Fiat Panda einem Porsche vorziehen würde.